Ein Bericht von Melanie Kieslinger, Pressereferentin VBE NRW
Es ist ein Geschmack, den ich nicht so schnell vergessen werde: Trockenfleisch vom Rind, gereicht mit einem herzlichen Lächeln. Um mir direkt ein typisches kulinarisches Erlebnis zu vermitteln, erwartet mich dieser kleine Willkommensgruß in der Gesamtschule Scharnhorst, bei dessen Besuch das Gespräch über den Austausch mit der Partnerschule in Namibia im Mittelpunkt steht. Diese Kostprobe war der Auftakt von Erzählungen über eine Reise, die vor allem eines spürbar macht: Die Unterschiede sind gar nicht so groß, wenn Menschen sich aufeinander einlassen und zusammenhalten.
Eine Partnerschaft mit Zukunft
„Das war auch für mich einer der schönsten Momente: zu sehen, wie viel gemeinsam wir eigentlich haben“, berichtet Hannah Meier, Schulsozialarbeiterin der Schule und Mitglied der Reisegruppe, die zum ersten Mal die Reise nach Namibia angetreten ist. „Es geht nicht um die Unterschiede, sondern um gemeinsame Ziele und Vorstellungen, eben um eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“
Die Partnerschaft mit der Jan Möhr Secondary School in Windhoek und der Gesamtschule Scharnhorst besteht seit 2020. Durch die Mitgliedschaft der Gesamtschule im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen ist diese auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, mit Unterstützung von Engagement Global eine Partnerschaft mit einer Schule aus Namibia aufzubauen. Nachdem der stellvertretende Schulleiter mit dem Vertreter einer weiteren UNESCO-Schule aus dem Ruhrgebiet nach Namibia gereist ist, um bereits bestehende Projekte zwischen Schulen aus Deutschland und Namibia zu sichten, Kontakte zu Schulen zu knüpfen und schließlich eine passende Partnerschule zu finden, hat sich eine Partnerschaft mit lebendigem Austausch entwickelt.
Der Schulleiter der Gesamtschule Scharnhorst, Nadim Al-Madani, betont die enorme Bedeutung dieser Kooperation: „Diese Partnerschaft öffnet unseren Schülerinnen und Schülern den Blick für globale Zusammenhänge und macht Bildung zu einem verbindenden Element.“ Besonders beeindruckt ihn, wie die Reise den Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft stärkt: „Wenn wir gemeinsam mit den namibischen Schülerinnen und Schülern arbeiten, erleben wir, dass Unterschiede in Sprache oder Herkunft keine Barrieren sind, sondern eine Bereicherung. Die Schülerinnen und Schüler können Gelerntes aus dem Unterricht, wie z. B. Englisch, quasi direkt anwenden.“
Begegnungen, die verbinden
Insgesamt prägten Begegnungen, Gespräche und gemeinsames Arbeiten an nachhaltigen Projekten ihren Aufenthalt. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte lernten das alltägliche Leben und Schulleben ihrer namibischen Gastgeber kennen. „In Windhoek übernachteten die Schülerinnen und Schüler für einige Tage im schuleigenen Guesthouse“, berichtet Thorsten Schulte, Lehrer an der Gesamtschule Scharnhorst, der sich sehr gerne an die Reise zurückerinnert. „Das war alles schon sehr aufregend. Wir sind dort mit offenen Armen empfangen worden, dadurch wurde uns direkt die anfängliche Nervosität genommen. Der erste Austausch mit den namibischen Lehrerinnen und Lehrern zeigte schnell, dass uns ähnliche Herausforderungen beschäftigen – sei es die Förderung nachhaltiger Schulprojekte oder der Umgang mit begrenzten Ressourcen. Es hat wirklich Spaß gemacht, gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie unsere Schulen voneinander lernen können.“
Auf meine Frage, welcher Moment ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, antwortet Schulte: „Beim Campen im Etosha National Park habe ich das erste Mal in meinem Leben die Milchstraße so klar gesehen – das war großartig.“ „Den Besuch des Parks würde ich insgesamt als ein Highlight bezeichnen“, findet auch Meier. „Die Tiere dort, das Zelten unter freiem Himmel und nicht zuletzt das Gemeinschaftsgefühl, das wir besonders bei diesem Abenteuer gespürt haben. Wir haben von den Schülerinnen und Schülern schon einen großen Vertrauensvorschuss bekommen – alle waren davon überzeugt, dass alles sicher ist. Und das war es natürlich auch.“
Herausforderungen und neue Perspektiven
Natürlich gab es auch Herausforderungen. Die klimatischen Bedingungen, die fremde Sprache und kulturelle Unterschiede erforderten Offenheit und Flexiblität. Doch genau diese Situationen stärkten den Zusammenhalt innerhalb der Reisegruppe. Ein Schüler erzählt: „Zunächst hatten wir schon etwas Angst und haben uns viele Gedanken darüber gemacht, worüber wir mit den Schülerinnen und Schülern vor Ort überhaupt reden können oder wie wir die Zeit mit ihnen verbringen. Wir sind dann aber schnell als Team zusammengewachsen. Es war klar, dass wir jetzt eine Gruppe sind, die zusammenhalten muss. Es sind echte Freundschaften entstanden – ich habe z. B. immer noch Kontakt zu Schülerinnen und Schülern aus Namibia. Insgesamt war die Reise eine sehr schöne Erfahrung mit vielen Momenten, die ich nie vergessen werde.“
Auch die Lehrkräfte beobachteten, wie die Reise das Miteinander veränderte: „Der Austausch hat Brücken gebaut – nicht nur zwischen den Schulen, sondern auch innerhalb unserer eigenen Gruppe. Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, sich aufeinander zu verlassen, Verantwortung zu übernehmen und füreinander da zu sein.“
Besonders beeindruckend waren der Zusammenhalt und der Mut innerhalb der Schülergruppe. Für viele der Jugendlichen war es die erste große Reise ins Ausland – eine Reise voller Herausforderungen, aber auch voller neuer Erfahrungen. Gerade an einer Schule, an der viele Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten und bildungsfernen Familien kommen, war es eine besondere Leistung, dieses Projekt erfolgreich zu realisieren. Wochenlang hatten sie sich vorbereitet („Ich habe immer und immer wieder auf eine Packliste beharrt“, so Meier) und sich intensiv in Workshops mit der Kultur und Geschichte Namibias beschäftigt. Vor Ort wuchsen sie als Team noch enger zusammen, unterstützten sich gegenseitig und zeigten, dass echter Austausch von Respekt, Offenheit und dem Mut, Neues auszuprobieren, lebt. „Jeder hat geholfen und mit angepackt – das war sehr schön zu sehen“, freut sich Meier.
Auch die Lehrkräfte berichten begeistert von den langfristigen Kontakten, die durch das Projekt entstanden sind. „Es geht nicht nur darum, einmal nach Namibia zu reisen und dann ist das Thema erledigt. Die Verbindungen, die hier geknüpft wurden, wirken weiter – in gemeinsamen Projekten (nach den Sommerferien kommt eine Schülergruppe aus Namibia z. B. wieder nach Deutschland), digitalem Austausch und in der Art, wie die Schülerinnen und Schüler nun auf die Welt blicken“, erzählt Schulte. Auch die Schulleitung ist überzeugt: Solche Begegnungen machen nicht nur Wissen erlebbar, sondern fördern Werte wie Toleranz, Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein.
Nachhaltige Werte für den Schulalltag
Die Rückkehr nach Deutschland läutete nicht das Ende der Erfahrung ein. Die Frage, wie die gewonnenen Eindrücke in den Schulalltag integriert werden können, beschäftigte alle Beteiligten. Neben der Planung weiterer Projekte wurde eine Präsentation für die Schulgemeinschaft erstellt, um die Bedeutung der Partnerschaft sichtbar zu machen. Die langfristige Sicherung dieser Zusammenarbeit liegt allen am Herzen. Al-Madani erklärt: „Wir möchten den internationalen Austausch noch stärker in unser Schulleben integrieren. Nachhaltigkeit und interkulturelles Lernen sind zentrale Bildungsaufgaben, die durch echte Begegnungen mit Leben gefüllt werden.“
Schule als Ort des Miteinanders
Die Reise nach Namibia hat eines deutlich gemacht: Schule ist weit mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein Raum für Begegnung, für Austausch, für gelebte Solidarität. Die Schülerinnen und Schüler kehrten u. a. mit der Erkenntnis zurück: Zusammenhalt kennt keine Grenzen. Diese Erfahrung wird sie nicht nur im Schulalltag begleiten, sondern weit darüber hinaus – als Teil einer Generation, die globale Verantwortung mit Gemeinschaftssinn verbindet.

Starke Bildung. Starke Menschen.