Ein Erfahrungsbericht
Immer mehr KI-Tools erscheinen auf dem Markt – mittlerweile sind sie auch ein Thema an unseren Schulen, wie beispielsweise die digitale Förderplanungs-App „SPLINT“. SPLINT bietet die Möglichkeit, Lernfortschritte von Schülerinnen und Schülern zu messen und Förderpläne individuell zuzuschneiden.
Dieser Erfahrungsbericht wurde von Nicole Böddeker, Diplom Sozialpädagogin/-arbeiterin in der Schuleingangsphase, tätig an einer Grundschule im Bezirk Münster, im Team mit der Sonderpädagogin der Schule erstellt:
Frau Böddeker, Sie haben die SPLINT-APP bereits in der Praxis ausgiebig getestet – wie kam es dazu?
Ich arbeite als Diplom Sozialpädagogin, als Fachkraft, in der Schuleingangsphase. Immer im Team mit Sonderpädagoginnen und -pädagogen, Lehrkräften, Diplom-Heilpädagoginnen und -pädagogen, Schulsozialarbeitern und -arbeiterinnen sowie Mitarbeitenden der OGS. Seit Jahren suchen wir nach einer guten Methode, die Förderpläne für die Kinder individuell, zeitlich effektiv und im Team zu erstellen. Wir haben viel ausprobiert. Gemeinsame Treffen, eine Förderplankonferenz usw. Dann lernte ich SPLINT kennen. Eine Freundin von mir arbeitet in Niedersachsen und das Bundesland hatte zu dem Zeitpunkt eine flächendeckende SPLINT-Lizenz und sie war sehr begeistert davon. Gemeinsam mit unserem Schulleitungsteam und einer Sonderpädagogin bei uns an der Schule haben wir gemeinsam beschlossen, diese Web-basierte App auszuprobieren.
Wie bewerten Sie die App für Ihre Arbeit? Welche Vor- oder auch Nachteile gibt es? Inwiefern ist die App hilfreich/ eine Entlastung für Ihre Arbeit?
Ich persönlich finde die App sehr hilfreich und effizient und das schöne ist, dass man es gut im Team bearbeiten kann. Jeder zu der Zeit, wie er es persönlich und mit Familie einrichten kann. Für mich ist ein Kind wie ein Puzzle und erst durch die unterschiedlichen Sichtweisen der Professionen auf das Kind wird das Puzzle vollständig. Es ist aus unserer Sicht und Erfahrung eine sehr ressourcenschonende Möglichkeit, mit den Kolleginnen und Kollegen in den Austausch zu kommen und einen umfassenderen Blick auf die einzelnen Kinder erhalten zu können.
In den letzten Jahren sind immer mehr Aufgaben auf das System Schule zugekommen. Deswegen gefällt mir die Nutzung der App und auch die Fortschreibung der Förderpläne in diesem Fall sehr gut. Ich hatte auch persönlich mit SPLINT Kontakt und habe an Onlinefortbildungen teilgenommen. Es gab von den Kolleginnen und Kollegen viele Fragen (Datenschutz usw.), die alle gut beantwortet wurden.
Das Ausfüllen der verschiedenen Beobachtungs-/Einschätzungsbögen ist mit einem gewissen zeitlichen Aufwand verbunden. Die Förderziele können aus den Übereinstimmungen der ausgefüllten Bögen generiert werden und sind schon recht umfangreich. Nicht selten müssen Förderziele jedoch noch umformuliert werden, um eine Passgenauigkeit zu erreichen.
Da SPLINT sich noch im Aufbau befindet und stetig weiterentwickelt wird, ist die Auswahl an vorgeschlagenen Fördermaßnahmen noch begrenzt und/ oder zu allgemein formuliert. Häufig müssen sie noch individuell für das jeweilige Kind abgeändert oder selbstständig geschrieben werden.
Zu erwähnen ist, dass die Schreibfelder für die Eingabe der „Förderziele“ und der „Ausgangslage“ nicht günstig sind, da man beim Schreiben nicht den ganzen Text im Blick haben kann, was wenig komfortabel ist.
Des Weiteren habe ich bislang noch keine Möglichkeit gefunden, die Förderziele so anzuordnen, dass eine logische Reihenfolge hinsichtlich der verschiedenen Förderbereiche entsteht (ich habe die Karten entsprechend verschoben, im Förderplan war die Anordnung dann dennoch eine andere).
Daher wird aus dem Plan leider nicht ersichtlich, zu welchen Förderbereichen die einzelnen Ziele gehören (Soziabilität, Emotionalität, Arbeitsverhalten etc.) Dies würde die Übersichtlichkeit sicherlich verbessern.
Als hilfreich erachte ich, dass Vereinbarungen mit dem einzelnen Kind für alle Beteiligten einsehbar und transparent sind, denn in der Hektik des Schulalltags bleibt leider nicht immer genügend Zeit für einen persönlichen Austausch. Es können hier wichtige Informationen festgehalten werden, die für alle Beteiligten interessant sind.
Wo liegt in Ihren Augen Verbesserungsbedarf bei der SPLINT-App, was die Berücksichtigung des Kreislaufs von Förderplanungsprozessen angeht?
Ein Ausbau und eine Konkretisierung der Auswahl an Förderzielen und Fördermaßnahmen wäre wünschenswert. Verbesserungsvorschläge, z. B. Vorschläge zu dem Einsatz von bestimmten Diagnosematerial werden von dem SPLINT-Team gerne angenommen. Neue Beobachtungsbögen und Diagnosematerialien zu den verschiedenen Förderschwerpunkten werden regelmäßig erstellt. Somit wird langfristig auch die Auswahl der Förderziele und -maßnahmen wachsen.
Aber wie bereits erwähnt, nehmen die Gründer der App die Hinweise wirklich ernst und überlegen, wie man die Dinge einbauen/programmieren kann. Wir hatten zum Beispiel auch angemerkt, dass einige Professionen wie z. B. Sozialpädagogische Fachkräfte in der Schuleingangsphase und Fachkräfte im MPT-Bereich fehlen. Das ist aufgenommen worden und man findet nun auch diese Professionen entsprechend.
Wenn man den Förderplan fertig erstellt hat, hat man aus meiner Sicht eine sehr gute Arbeitsgrundlage, um mit den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen (z. B. Förderplankonferenz). Zeitlich ist es aus meiner Sicht eine deutliche Verbesserung. Ich persönlich und auch unsere Sonderpädagogin sind von SPLINT sehr angetan und können das Programm auch weiterhin zur Förderplanung nutzen. Die Bezirksregierung Münster hat ein Kontingent an Lizenzen für Münster erworben. Leider reichen die Lizenzen nicht an jeder Schule für alle Kolleginnen und Kollegen. Da hoffe ich sehr darauf, dass hier noch nachjustiert wird.
Was hat Sie besonders an SPLINT als digitalem Tool für die kollaborative Förderplanung an Schulen überzeugt?
Mich überzeugen zum einen die Lernstandserhebungen und das „Hintergrundwissen“ für Fachfremde Kolleginnen und Kollegen. Zum anderen, dass man hier sehr gut im Team arbeiten kann und jeder so, wie er zeitlich flexibel ist. Es ist auf jeden Fall familienfreundlich. Man bekommt Familie und Beruf sehr gut zusammen. Ich würde die APP auf jeden Fall weiterempfehlen. Denn Förderpläne sind eine Grundlage, um gemeinsam das Beste für die Kinder zu erreichen. Natürlich ist es wichtig, die Kinder und Eltern in die Förderplanung zu integrieren.
Vorteile der SPLINT-APP im Überblick
- Namen kann man verpixeln und so flexibel an den Förderplan arbeiten, ohne dass Namen und Daten der Kinder und Kollegen sichtbar sind.
- Familie und Beruf kann gut unter einen Hut gebracht werden (jeder füllt den Förderplan so aus, wie er Zeit hat).
- Wertschätzung aller Beteiligten (da alle unkompliziert teilnehmen können).
- Es können z. B auch Ergotherapie und Logopädie daran teilnehmen – so hat man einen guten Überblick über die Stärken der Kinder.
- Effektives Arbeiten durch flexiblen Einsatz.
- Keine zusätzliche App muss runtergeladen werden.
- SPLINT nimmt Vorschläge zur Verbesserung gerne an und setzt sie um.
- Man kann eigene Förderziele eintragen und ist nicht nur festgelegt auf SPLINT-Ziele.
- Hintergrundwissen ist dort hinterlegt (falls man in einigen Förderschwerpunkten nicht so fit ist) – das empfinde ich als sehr hilfreich.
- Es gibt Beobachtungs- und Förderbögen, die man nutzen kann.
- Weitere Literaturhinweise sind dort auch zu finden.
- Mehr Zeit und weniger Bürokratie – man kann die Förderpläne bei Bedarf auch ausdrucken.
- Lernstandserhebungen gibt es dort auch.
- Eine Trauma Diagnostik ist in verschiedenen Sprachen dort zu finden.
- Zeitsparend und individuelle Förderplanung ist durch SPLINT möglich.
- Wenn man Fragen und Probleme hat, kann man SPLINT anfragen.
Weitere Infos zur SPLINT-APP gibt es hier.
Starke Bildung. Starke Menschen.