Ein “Laut gedacht” von Anne Deimel, Landesvorsitzende des VBE NRW
Wieder ist ein Schuljahr vorbei, in dem die Kollegien in den Schulen mit vielen Herausforderungen umgehen mussten.
Mein erster Blick geht zur Politik und zeigt: Die politisch Verantwortlichen überschlugen sich erneut mit Ideen, Vorschlägen und Grundsätzen für die Schul-, Bildungs- und Berufspolitik. Vertreterinnen und Vertreter der Parteien diskutierten fast täglich darüber, wie die Beschäftigten in den Schulen entlastet werden können. Eine Studie folgte der nächsten und alle zeigten auf, was in den Schulen am dringendsten fehlt – qualifiziertes Personal. Die Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichte Grundsatzpapiere zu den verschiedensten Themen – fast am laufenden Band. Alle nehmen für sich in Anspruch, Schulen unterstützen zu wollen.
Wenn man mit Kolleginnen und Kollegen spricht, kann man feststellen, dass die meisten von ihnen sowohl diesen ausufernden schul- und bildungs- als auch berufspolitischen Diskussionen nicht mehr folgen wollen. Für sie zählt, was konkret in den Schulen ankommt, und das ist aktuell für die meisten von ihnen zu wenig.
Jedes Jahr aufs Neue hoffen sie, dass die Rahmenbedingungen in den Schulen besser werden. Für sich selbst und für die Schülerinnen und Schüler.
Jedes Jahr aufs Neue hoffen sie auf kleinere Lerngruppen und eine geringere Unterrichtsverpflichtung, um den Kindern und Jugendlichen gerecht werden zu können.
Jedes Jahr aufs Neue hoffen sie auf schulbauliche Maßnahmen, sowohl auf Räumlichkeiten, die pädagogisches Arbeiten mit den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, als auch auf Räume und zeitgemäße Arbeitsplätze für ihre Teams.
Die meisten von ihnen erleben leider noch zu wenig Entwicklung. Das wundert auch nicht. Viele Kolleginnen und Kollegen sind von den zurückliegenden Jahren erschöpft. Massiver Personalmangel, drohende und durchgeführte Abordnungen und eingeschränkte Teilzeitmöglichkeiten bedrücken ganze Systeme. Immer noch gibt es Schulen, die auf einen leistungsfähigen Internetanschluss warten. Grundschulen stehen vor dem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz und fragen sich, wie dieser überhaupt mit einem Mindeststandard an Qualität bis 2026 umgesetzt werden kann. Helfende und unterstützende Einzelmaßnahmen wie der Einsatz von Alltagshelfenden, Schulsozialarbeit oder Schulverwaltungsassistenz kommen nicht bei allen an.
In diese Situation hinein starten zum neuen Schuljahr die ersten 400 Schulen in NRW in das Startchancenprogramm. Sicherlich, auch dieses beinhaltet Ungewissheiten. Dennoch: Die Hoffnungen, dass das Startchancenprogramm der Beginn ist, die konkreten Bedarfe der beteiligten Schulen endlich einmal ernst zu nehmen und dem Ziel der Chancengerechtigkeit ein Stück näher kommen zu können, sind groß.
Mein zweiter Blick geht in die Schulen vor Ort. Hier wird täglich Bildung aktiv gestaltet. Trotz aller Schwierigkeiten mit hohem Engagement und großem persönlichen Einsatz von Kraft und Zeit für die Kinder und Jugendlichen.
Das Schuljahresende wurde heiß ersehnt und – wie jedes Jahr – war es plötzlich da. In den Klassen und Schulen wurde es in verschiedensten Formen gefeiert. Schulabschlüsse wurden im festlichen Rahmen zelebriert.
Nun freuen sich alle auf die erholsame Zeit in den Sommerferien. Und sie haben sie verdient. Alle Kolleginnen und Kollegen benötigen Abstand und einfach einmal Zeit für sich selbst. Wir Menschen sind halt mehr als unser Beruf. Wie schön, nicht jeden Morgen pünktlich zur Arbeit erscheinen zu müssen; wie schön, einfach einmal die Seele baumeln zu lassen.
Nur so kann der Kopf zur Ruhe kommen, um im Anschluss mit gestärkter Motivation und Kraft die anstehenden Aufgaben des neuen Schuljahres meistern zu können und wieder Reserven zu haben für die Kinder und Jugendlichen.
Mit den besten Wünschen für eine schulfreie Zeit!
Ihre Anne Deimel
Starke Bildung. Starke Menschen.