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Prüfungsangst verstehen: Blick auf Schüler/ Schülerinnen und Lehrkräfte

Ein Beitrag von Dagmara Mortan (Diplom-Sportlehrerin Gründerin “Skillino, das Prüfungscoaching”)

Prüfungsangst ist ein weitverbreitetes Phänomen, das sowohl Schüler als auch Lehrer betrifft. Neun von zehn Deutschen litten schon einmal unter Prüfungsangst, aber nur 14 Prozent suchten Unterstützung (vgl. Studie der IU Internationalen Hochschule, 2022). Für angehende Lehrkräfte ist es wichtig, dieses Thema nicht nur zu verstehen, sondern auch effektive Strategien für sich selbst und zur Unterstützung ihrer Schüler/-innen zu entwickeln. Obwohl die Symptome der Prüfungsangst ähnlich sind, unterscheiden sich die Ursachen aufgrund der unterschiedlichen Herausforderungen in einigen Punkten. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Ursachen, Symptome und Bewältigungsstrategien von Prüfungsangst und betont die Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler/-innen.

Angst wird hier unter dem Oberbegriff „psychische Beeinträchtigung des Befindens“ eingeordnet. Diese umfasst das kognitiv-emotionale Erleben einer verminderten Lebensqualität als langfristige Folge von alltäglichen und andauernden Stressoren (vgl. Mohr, 1986, 1991). Historisch gesehen waren Ängste immer präsent, doch die globalisierten und vernetzten Strukturen der heutigen Welt sowie die Beschleunigung gesellschaftlicher Veränderungen tragen dazu bei, dass Ängste breiter gestreut und stärker thematisiert werden. Die ständige Medienberichterstattung über den Lehrermangel und die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie erzeugten Angst vor Leistungsdruck und einem „Mehr an Arbeit“ sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schülerinnen und Schülern. Klimawandel und Unsicherheit durch den Einfluss sozialer Medien verstärken zusätzlich das Gefühl von Angst und Isolation (vgl. Studie von Primack et al., 2017). Politische Instabilität und globale Krisen tragen ebenfalls zu einer wachsenden Sorge um die Zukunft bei (vgl. The World Happiness Report, 2020).

Was ist Prüfungsangst?

Prüfungsangst ist eine spezifische Form der Angst, die während einer Prüfung, eines Tests, einer Kontrolle, einer Vorführung, eines Auftritts, eines Wettkampfs, einer Präsentation oder deren Vorbereitung auftritt. Prüfungsangst kann auch als Angst vor einer Herausforderung verstanden werden. Sie kann die Leistung, Motivation und das Wohlbefinden von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern erheblich beeinträchtigen. Während ein gewisses Maß an Anspannung in Prüfungssituationen normal und motivierend ist, wird Prüfungsangst problematisch, wenn sie das Denken und Handeln der Betroffenen negativ beeinflusst.

Ursachen der Prüfungsangst

Prüfungsangst ist letztlich ein Gefühl, das verschiedene Ursachen haben kann. Es ist wichtig, die tieferliegenden Faktoren zu identifizieren, die dieses Gefühl festigen können:

  1. Biologische und psychologische Faktoren:
    Genetische Veranlagungen, neurobiologische Mechanismen und psychologische Aspekte wie negative Gedanken, geringes Selbstvertrauen und die Angst vor Versagen.
  2. Soziale und schulische Einflüsse:
    Der Druck von Eltern, Lehrkräften, Kolleginnen/Kollegen, Schülerinnen/Schülern und Mitschülerinnen/Mitschülern sowie hohe schulische Anforderungen können Prüfungsangst verstärken. Kinder, die in ihren Familien die Ersten sind, die aufs Gymnasium gehen, Abitur machen, studieren oder Lehrerin/ Lehrer werden möchten, werden oft weniger unterstützt und sind mit mehr Ängsten konfrontiert.
  3. Individuelle Unterschiede und Erfahrungen:
    Frühere negative Erfahrungen mit Prüfungen und daraus entstandene Glaubenssätze (z. B. „Mathe kann ich nicht!“, „Ich kann nicht gut lernen!“, „Ich bin schlecht!“), Persönlichkeitsmerkmale wie Schwarz-Weiß-Denken, Dogmatismus, Perfektionismus, Katastrophisieren, Übergeneralisierung, Rigidität, geringe Stressresistenz und hohe Selbstansprüche.


Allgemeine Symptome der Prüfungsangst, die sowohl bei Lehrkräften und Schülerinnen/Schülern auftreten können:

1. Psychische Symptome: Selbstzweifel, Konzentrationsprobleme, Gedankenrasen, Gedächtnisblockaden, Entscheidungsschwierigkeiten

2. Physische Symptome: Schlafstörungen, Herzrasen oder erhöhter Puls, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, muskuläre Verspannungen

3. Emotionale Symptome: Angst, Sorge, Furcht, Nervosität, Überforderung, Burnout-Gefühle, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Frustration

4. Verhaltensbezogene Symptome: Vermeidung, Perfektionismus, übermäßiges Lernen, sozialer Rückzug, Reizbarkeit, mangelnde Selbstverantwortung, nervöse Verhaltensweisen (Nägelkauen, Zappeln, Wippen, Haare zupfen), Leistungsabfall, veränderte Essgewohnheiten.

Gemeinsame Symptome, unterschiedliche Herausforderungen

Sowohl Schüler/-innen als auch Lehrkräfte leiden unter Prüfungsangst, und die Symptome sind gleich – wir sind doch alle menschliche Wesen! Doch während die Symptome vergleichbar sind, unterscheiden sich die Herausforderungen in einigen Punkten. Schüler/-innen entwickeln Prüfungsangst meist aufgrund des direkten Leistungsvergleichs (z. B. schlechte Noten) und der Angst vor negativen Konsequenzen wie Scham, Häme der Mitschüler, Ausgrenzung, Mobbing oder Enttäuschung seitens der Eltern und Lehrkräfte. Ihre Angst ist oft auf den eigenen Erfolg und das Streben nach Anerkennung fokussiert (vgl. Studie von Eysenck und Calvo, 1992).

Spezifische Ursachen für Prüfungsangst bei Schülerinnen und Schülern

Keine Lust auf Lernen: Schüler/-innen, die wenig Interesse oder Motivation für das Lernen haben, empfinden Prüfungen oft als besonders belastend. Diese mangelnde intrinsische Motivation kann zu einer negativen Einstellung gegenüber dem gesamten Lernprozess und den Prüfungen führen.

Zu viel Lernen: Schüler/-innen, die motiviert und fleißig sind und sehr viel lernen, neigen dazu, sich zu viel aufzubürden. Es sind oft Perfektionisten. Je mehr sie lernen, desto weniger gut fühlen sie sich vorbereitet. Oft spielt die Angst vor dem Versagen eine Rolle. Der hohe Stresslevel führt zu Erschöpfung, verminderter Leistung und plötzlichen Blackouts.

Freizeiteinschränkung: Wenn Schüler/-innen das Gefühl haben, dass das Lernen ihre Freizeit stark einschränkt, kann dies zu Unmut und Widerstand führen (vgl. Flunger, Pretsch, Schmitt und Ludwig, 2013). Die Wahrnehmung, dass das Lernen ihre Freizeitaktivitäten und sozialen Interaktionen beeinträchtigt, kann Stress und Angst vor Prüfungen erhöhen.

Gezwungen sein, Sinnloses zu lernen: Wenn Schüler/-innen den Stoff als irrelevant oder sinnlos empfinden, sinkt ihre Motivation. Das Gefühl, Zeit mit etwas zu verschwenden, das sie nicht interessiert oder das sie als unnütz betrachten, kann Frustration und Unlust verstärken (vgl. Vansteenkiste, Lens und Deci, 2006).

Bewertungssystem: Standardisierte Tests berücksichtigen oft weder die getane harte Arbeit, die individuellen Lernprozesse noch die Kreativität der Schüler. Sätze wie „Obwohl ich so viel gelernt habe, kriege ich trotzdem nur eine 4?“ sind typisch für enttäuschte Schüler/-innen. Dies kann eine Kette aus Frustration, fehlender Motivation, mangelnder Vorbereitung und schließlich Prüfungsstress auslösen.

Fehlerkultur: Oft werden nur die Fehler hervorgehoben, während die positiven Aspekte der Leistungen der Schüler/-innen übersehen werden. Diese einseitige Fokussierung auf Mängel kann dazu führen, dass Schüler/-innen sich entmutigt und unzulänglich fühlen, anstatt motiviert durch ihre Erfolge weiter zu lernen.

Konsequenzen der Prüfungsangst bei Schülerinnen und Schülern

Prüfungsangst kann schwerwiegende Auswirkungen auf die schulischen Leistungen und das allgemeine Wohlbefinden von Schülerinnen/ Schülern haben. Sie kann dazu führen, dass Schüler/-innen in Prüfungen schlechter abschneiden, als sie eigentlich könnten, und sich dadurch in einem Kreislauf von Angst und Misserfolg wiederfinden. Darüber hinaus kann Prüfungsangst langfristige negative Folgen für das Selbstwertgefühl und die Motivation haben und sogar zu Schulverweigerung oder anderen psychosomatischen Beschwerden führen. Laut einer Studie vom November 2022 der IU Internationalen Hochschule gibt jeder vierte Befragte seinen Traumberuf auf, weil die Prüfungsangst ihn daran hindert, diesen Beruf zu ergreifen. Zudem haben 41 Prozent der Betroffenen aufgrund ihrer Prüfungsangst wichtige Schul- oder Hochschulabschlüsse nicht erreicht und mussten in vielen Fällen zusätzliche Kosten für Prüfungswiederholungen tragen. Neben diesen finanziellen Belastungen geben Eltern im Durchschnitt jährlich etwa 1.000 Euro für Nachhilfe aus, um ihren Kindern in der Schule zu helfen, obwohl das zugrunde liegende Problem oft nicht die Leistungsfähigkeit der Schüler/-innen, sondern ihre Prüfungsangst ist.


Spezifische Ursachen der Prüfungsangst bei Lehrkräften

  1. Veränderung der Autorität der Lehrkräfte im Wandel der Zeit
    Der Zugang der Schüler/-innen zum Internet und somit zu einer riesigen Menge an Wissen hat das Selbstbewusstsein der Lehrer/-innen erheblich verändert. Früher galten Lehrkräfte als nahezu allmächtige Wissensinstanzen, deren Aussagen selten angezweifelt wurden. Heute jedoch haben Schüler/-innen Zugang zu einer Vielzahl von Informationsquellen, einschließlich leistungsstarker KI-Modelle, und können Informationen schnell überprüfen, was dazu führt, dass Lehrer häufiger herausgefordert und ihre Aussagen hinterfragt werden. Lehrkräfte müssen sich an eine neue Rolle anpassen: Von hierarchisch und autoritär zu partnerschaftlich und respektvoll. Sie sollen den Schülerinnen und Schülern helfen, Informationen zu verstehen, kritisch zu b werten und zu verarbeiten. Diese veränderte Rolle kann das Selbstbewusstsein der Lehrkräfte beeinträchtigen, da sie sich an eine neue Art der Beziehung und der Wissensvermittlung gewöhnen müssen. Diese partnerschaftliche Beziehung birgt Chancen, da sie sich als Teil eines lernenden Teams fühlen, anstatt bei Fehlern ertappt zu werden. Eine offene Kommunikation darüber ist der Dreh- und Angelpunkt zum Erfolg.

  2. Leistungsdruck
    Prüfungsangst bei Lehrkräften entsteht ebenfalls durch eine Vielzahl von Faktoren, die sowohl aus dem Bildungssystem als auch aus der Gesellschaft und den persönlichen beruflichen Erwartungen resultieren. Eine Grundschullehrerin aus Köln sagte kürzlich, sie sei: Lehrerin, Psychologin, Mama und Papa, Managerin, Sekretärin, Handwerkerin/Hausmeisterin, Innenausstatterin, Betreuerin, Seelsorgerin, Freundin, Familienberaterin und Reiseveranstalterin. Das ist ganz schön viel für einen einzelnen Menschen mit einem Bildungsauftrag! Aber Schulen stehen unter dem Druck, hohe Standards zu erfüllen.
    Zu weiteren Herausforderungen zählen:
    – Lehrproben, Inspektionen oder Unterrichtsbesuche,
    – Fort- und Weiterbildungen,
    – Elternabende,
    – Erstellung und Durchführung von Prüfungen,
    – Sorgen um die Fairness der Bewertung,
    – Selbstzweifel und die Angst vor fachlicher Inkompetenz,
    – negative Bewertungen durch Schüler/-innen und Eltern,
    – Vertretungsstunden und unerwartete Veränderungen im Stundenplan,
    – Korrekturen der Klassenarbeiten,
    – Hoher Leistungs- und Erwartungsdruck,
    – Zeitmanagement und Arbeitsbelastung.

  3. Aufgabe der Selbstverantwortung aufgrund struktureller Probleme
    Wenn Lehrer/-innen ihre Selbstverantwortung (bewusst oder unbewusst) aufgeben, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Ohne das Bewusstsein für ihre eigenen Handlungsspielräume neigen sie dazu, sich den strukturellen Problemen vollständig ausgeliefert zu fühlen. Dies führt oft zu Frustration, Resignation und einem Verlust des beruflichen Engagements. Der Unterricht wird nur noch als Pflichterfüllung wahrgenommen, ohne Raum für Kreativität und Eigeninitiative. Diese Haltung kann nicht nur die Unterrichtsqualität beeinträchtigen, sondern längerfristig gesehen zu Selbstzweifeln, Versagens- und Prüfungsängsten führen. Die Lehrkräfte verfallen in eine passive Opferrolle, in der sie ausschließlich die äußeren Umstände für ihre Probleme verantwortlich machen. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, in dem die allgemeine Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit im Beruf sinken. Überlegungen, den Beruf ganz aufzugeben, finanzielle Unsicherheiten, Zukunftsängste oder die Qual der Wahl, was als Nächstes kommen soll und ob es besser ist, prägen die Gedankengänge. Gefühle von Instabilität, aber auch des Verrats und des Hintergehens der Kollegen und Schüler können auftreten und als quälend empfunden werden („Stress and Burnout Among Teachers: A Review“ von V. L. Thomas).

    Wenn Lehrkräfte jedoch erkennen, welche Spielräume sie trotz struktureller Hindernisse haben, und mit Geduld und einer positiven Grundhaltung an ihre ethische Aufgabe herangehen, verändert sich ihre Perspektive grundlegend. Anstatt sich auf die Einschränkungen zu konzentrieren, richten sie ihren Blick auf die Möglichkeiten, die sie selbst gestalten können. Diese Haltung ermöglicht es ihnen, auch in schwierigen Situationen Handlungsmöglichkeiten zu finden und aktiv zur Verbesserung ihrer beruflichen Praxis beizutragen. Indem sie ihre Selbstverantwortung annehmen, stärken Lehrkräfte ihr eigenes berufliches Selbstbewusstsein und erleben mehr Kontrolle über ihre Arbeitssituation. Diese innere Stabilität schützt sie nicht nur vor Prüfungsangst, sondern ermöglicht es ihnen auch, ihren Schülerinnen/ Schülern authentisch und motiviert zu begegnen. Auf diese Weise wird die moralische Verantwortung, die im Lehrerberuf steckt, zur Quelle beruflicher Erfüllung und nicht zu einer zusätzlichen Belastung. Die Erkenntnis, dass man auch in einem herausfordernden Umfeld positiv gestalten kann, stärkt die Resilienz und das Engagement der Lehrkräfte nachhaltig.


Aber wie verändert man das Gefühl, das in der Klasse oder bei Einzelnen herrscht? Welche Strategien zur Prävention und Veränderung von prüfungsangsterzeugenden Situationen gibt es?

Erstellung einer unterstützenden Lernumgebung: Ein Klassenklima, in dem jeder/jede Schüler/-in und jeder/jede Lehrer/-in so sein kann, wie er oder sie ist. Stärken und Schwächen werden nicht verurteilt, sondern akzeptiert. Es wird sich bemüht, einander zu helfen. Fehler sind erlaubt und Stärken geschätzt. Die Schüler/-innen und Lehrer/-innen müssen das Gefühl haben, alles fragen zu dürfen und dass keine Frage bzw. Antwort „doof“ ist. Offenheit und Emotionalität sollten gefördert werden, um eventuelle Problematiken besser erkennen zu können. Dies fördert Akzeptanz und Selbstsicherheit und ermöglicht es, sich gegenseitig in allen Facetten besser kennenzulernen. Auch eine visuelle Umgestaltung des Klassenraums oder des Schulgeländes kann sich positiv auswirken.

Erlernen wirksamer Lern- und Organisationsstrategien: Effektive Lerntechniken, die Zeit sparen und ein effektiveres Lernen unterstützen (z. B. 30-Minuten-Lerntechnik), Organisation der Unterlagen und Möglichkeiten für vertrauensvolle Ansprechpartner im Falle von Schwierigkeiten sind ausschlaggebend.

Stressbewältigungstechniken: Zum Beispiel kognitive Umstrukturierung: Negative Gedanken werden aufgedeckt und durch positive innere Dialoge ersetzt. Dankbarkeitspraxis, bei der man sich ins Gedächtnis ruft, wofür man dankbar ist, sowie Affirmationen (Wiederholen positiver Aussagen) und schließlich Visualisierung positiver Ergebnisse und Desensibilisierung (schrittweise die Prüfungssituation gedanklich durchgehen und kontrolliert die angstauslösenden Reize definieren und akzeptieren, um die emotionale Reaktion zu verringern) fördern mentale Stärke und Resilienz. Gute Vorbilder finden, zum Beispiel erfolgreiche Sportler/-innen (siehe das Skillino-Prüfungscoaching unter www.skillino.com).

Entspannungstechniken: Autogenes Training, Atemübungen und die Hervorhebung der Bedeutung von Pausen (zum Beispiel Bewegung, Ruhe, Gespräch, Essen, Trinken), die für jeden unterschiedlich sein können, helfen, Stress abzubauen und die Konzentration zu fördern.

Motivationssteigerung: Persönliche Interessen müssen erkannt und gefördert werden. Klar definierte und bedeutungsvolle Ziele sollten gesetzt und ein Gefühl von Autonomie und Selbstwirksamkeit vermittelt werden. Durch das Erleben von Kompetenz und das Erkennen der Bedeutsamkeit einer Tätigkeit entsteht ein innerer Antrieb, der das Engagement stärkt. Dasselbe gilt für Tätigkeiten, die weniger sinnvoll erscheinen, aber im Hinblick auf das größere Ziel akzeptabel werden.

Leistung steigern durch Reduzierung des Leistungsdrucks: Die Lehrerkräfte und Schüler/-innen müssen den Spagat schaffen zwischen Leistung durch das Fördern der Selbstwirksamkeit der Schüler/-innen und der Integration von Stressmanagement-Techniken zum Leistungsdruckabbau.

Fehler als Lernchancen: Fehler müssen ihre Akzeptanz wiedererlangen. Wenn man keine Fehler machen möchte, wird man möglicherweise im Stillstand verharren. Fehler gehören zum Fortschritt dazu. Wir lernen nur aus Fehlern und werden immer stärker, wenn wir uns verbessern.

Positive Rückmeldung: Anstatt Fehler zu kritisieren, sollten positive Rückmeldungen gegeben und konstruktive Kritik geübt werden. Dies stärkt das Selbstvertrauen und reduziert die Angst vor dem Versagen (s. Fehlerkultur).

Transparente Bewertungskriterien: Klare und transparente Bewertungskriterien helfen den Schülerinnen/Schülern zu verstehen, was von ihnen erwartet wird und wie sie ihre Leistungen verbessern können. Ein offener Umgang mit der Problematik der Bewertung an sich fördert auch das Verständnis und die Akzeptanz dieser Herausforderung.

Bedeutung von Coaching und Persönlichkeitsentwicklung für Schüler/-innen und Lehrkräfte

Coachings und Persönlichkeitsentwicklung sind für Schüler/-innen und Lehrkräften von großer Bedeutung. Wir stellen fest, dass Prüfungsangst ein mentales Problem ist und meistens nicht auf fehlende Leistungsfähigkeit an sich zurückzuführen ist. Mentale Coachings helfen den Schülerinnen/Schülern, Selbstsicherheit, Resilienz und soziale Kompetenzen zu stärken, was nicht nur die schulische Leistung, sondern auch die persönliche Entwicklung fördert. Sie lernen,
sich selbst besser zu verstehen, sich selbst zu helfen, Ziele zu setzen und Herausforderungen selbstbewusster zu meistern. Für Lehrkräfte bietet Coaching die Möglichkeit, ihre beruflichen Fähigkeiten zu erweitern, Stress zu bewältigen und effektiver auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen/Schüler einzugehen Persönlichkeitsentwicklung unterstützt sie dabei, ihre eigene Balance zu finden und langfristig motiviert und engagiert zu bleiben Zusammen – fassend lässt sich sagen, dass beide von einer gesteigerten Selbstreflexion, verbesserten Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten sowie einem gestärkten Selbstbewusstsein profitieren, was zu einem positiven Lern- und Arbeitsumfeld beiträgt.

Was können Schulen tun?

Regelmäßige Workshops und Seminare: Schulen sollten Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung für Lehrkräfte und Schüler/-innen in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten (z. B. „Mentale Stärke“, „Prüfungsangst und ihre Folgen“, „Prüfungsstress und Schule“,
„Überforderung: Symptome und Prävention“, „Lernen ohne Druck“) anbieten. Es ist erforderlich, den Wissensstand auf diesem Gebiet ständig zu erweitern und die Neugier für diese komplexe Thematik anzuregen, um sich selbst und anderen helfen zu können. Individuelle und gruppenbasierte Coachings: Lehrkräfte und Schüler/-innen können sowohl individuelle Coachings in Anspruch nehmen als auch an Gruppencoachings teilnehmen, um von den Erfahrungen anderer zu lernen. Beratung und Unterstützung durch Schulpsychologen oder Sozialarbeiter: Professionelle Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, wenn die Prüfungsangst stark ausgeprägt ist. Mentoring-Programme: Erfahrene Lehrkräfte oder ältere Schüler/-innen, die bereits erfolgreich an ihrer Persönlichkeitsentwicklung gearbeitet haben, können als Mentorinnen/Mentoren für jüngere Kolleginnen/Kollegen bzw. Mitschüler/-innen fungieren. Dies funktioniert
jedoch nur auf freiwilliger Basis und ist sehr sensibel, da oft erfahrenere Kollegen und ältere Mitschüler eine Stressquelle darstellen und als Mentoren möglicherweise nicht geeignet sind.

Externe Coachings – Vor- und Nachteile

Es gibt mehrere Gründe, warum Coachings für Lehrer und Schüler oft von externen Anbietern durchgeführt werden sollten, anstatt direkt innerhalb der Schule stattzufinden:

Objektivität und Neutralität: Externe Coaches sind unabhängig von der Schule und den internen Strukturen. Das kann dazu beitragen, eine objektive Perspektive zu gewährleisten und mögliche Vorurteile oder interne Konflikte zu vermeiden.

Vertraulichkeit: Externe Coaches bieten oft eine höhere Vertraulichkeit. Schüler/-innen oder Lehrkräfte könnten sich wohler fühlen, persönliche oder heikle Themen außerhalb der schulischen Umgebung anzusprechen, ohne befürchten zu müssen, dass Informationen in der Schule verbreitet werden.

Spezialisierung: Externe Anbieter bringen oft spezielle Fachkenntnisse und Methoden mit, die über die Standardressourcen der Schule hinausgehen. Sie können maßgeschneiderte Ansätze bieten, die besser auf die individuellen Bedürfnisse von Lehrkräften oder Schülerinnen/Schülern eingehen.

Ressourcen und Expertise: Externe Coaches haben oft Zugang zu umfangreichen Ressourcen und weiterentwickelten Coaching-Techniken, die in der schulischen Umgebung möglicherweise nicht vorhanden sind. Sie können fortgeschrittene Trainings- und Entwicklungsmethoden anbieten, die in der Schule nicht immer verfügbar sind.

Unabhängigkeit von Schulstrukturen: Coaching außerhalb der Schule kann die hierarchischen und strukturellen Zwänge der schulischen Umgebung umgehen. Lehrkräfte und Schüler/-innen können sich freier entfalten, wenn sie nicht den direkten Schulvorschriften oder dem Kollegium gegenüberstehen.

Fokus auf persönliche Entwicklung: Der Rahmen eines externen Coachings ermöglicht oft einen klaren Fokus auf persönliche und berufliche Entwicklung, ohne die alltäglichen Ablenkungen und Verpflichtungen, die im Schulalltag bestehen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Externe Anbieter können oft flexibler auf die zeitlichen und organisatorischen Bedürfnisse von Lehrkräften und Schülerinnen/Schülern eingehen, was für die Durchführung effektiver Coaching-Sitzungen von Vorteil sein kann.

Kosten: Oft hohe Kosten, die selbst übernommen werden müssen.

Insgesamt bieten externe Coachings eine andere Dimension der Unterstützung und Entwicklung, die über die alltäglichen schulischen Ressourcen hinausgehen und sowohl Lehrkräften als auch Schülerinnen/Schülern zugutekommen können. Da die Schule an sich meistens als Stressquelle empfunden wird, ist es für externe Coaches und die Teilnehmer einfacher, damit umzugehen. Allerdings sind oft die hohen Kosten und die Mühe, das passende Coaching zu finden, einschüchternd.

Prüfungsangst bei Lehrkräften und Schülerinnen/Schülern – eine Ode an Leidenschaft und Balance

Prüfungsangst ist ein Phänomen, das oft in der Hitze des Augenblicks vergessen lässt, warum wir uns überhaupt auf den Prüfungsweg begeben. Doch inmitten der Nervosität und des Drucks, der sowohl Lehrkräfte als auch Schüler/ -innen heimsucht, liegt eine wertvolle Lektion: Die Leidenschaft für das, was wir tun, ist entscheidend für unser Wohlbefinden und unsere Leistung. Die Schüler/-innen müssen es lernen und die Lehrkräfte aufrechterhalten!

Die Rolle der Lieblingslehrkraft, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Träume kreiert und eine positive Einstellung lebt, spielt eine zentrale Rolle. Eine Lehrkraft, die ihre Leidenschaft und Zuneigung zeigt, kann durch kleine Schritte und regelmäßigen positiven Zuspruch große Wirkungen erzielen. Lieblingslehrkräfte kreieren Lieblingsfächer!

Dies hat die Studie von Denessen et al. (2007) herausgefunden: Die Präferenz für ein Fach wird oft durch positive Interaktionen mit Lehrkräften beeinflusst. Lehrkräfte, die als fair, unterstützend und engagiert wahrgenommen werden, fördern oft positive Einstellungen gegenüber dem Fach. Diese Lehrkraft ist also nicht nur eine Vermittlerin von Fachwissen, sondern auch eine Mentorin, die ihre Schüler/ -innen in ihrem persönlichen Wachstum unterstützt.

In Deutschland, wo der Wettbewerb im Bildungssystem oft überwältigend erscheint, ist es wichtig, die Messlatte realistisch zu setzen. Unser ehrgeiziger Anspruch und die damit verbundene Enttäuschung dürfen nicht überhandnehmen. Während hier Coachings oft als ergänzende Unterstützung im beruflichen
Kontext betrachtet werden und Therapie immer noch mit einer gewissen Stigmatisierung und Schwäche verbunden ist, sind in den USA zum Beispiel beide weit verbreitet. Coaching und Therapie stehen dort für persönliches Wachstum und mentale Gesundheit. Das können wir uns abgucken, um Widerstände abzubauen.

Jeder muss für sich selbst herausfinden, was ihm guttut. Eine entspannte Lehrkraft, die in ihrem Gleichgewicht ist, kann nicht nur besser bewerten, sondern auch eine Atmosphäre schaffen, in der Lernen Freude bereitet. Der Lehrberuf ist vergleichbar mit dem täglichen Betreten einer Bühne, auf der jeder Auftritt eine neue Chance bietet. Nur wer alle Facetten seiner Persönlichkeit zeigt und sich vollständig akzeptiert fühlt, kann sein volles Potenzial entfalten und anderen die Möglichkeit geben, dasselbe zu tun. In diesem Sinne ist es von essenzieller Bedeutung, dass sowohl Lehrkräfte als auch Schüler/-innen lernen, ihre eigene Balance zu finden. Nur so können Prüfungen jeglicher Art nicht als Bedrohung, sondern als Chance zur Weiterentwicklung betrachtet werden.


Mehr zu Dagmara Mortan und zur Skillinio-App finden Sie auf www.skillino.com.

Mehr zum Thema Prüfungsangst gibt es in der neuen E[LAA]N:


Starke Bildung. Starke Menschen.

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