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Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Chancen und Herausforderungen

Ein Beitrag von Daniel Weber, Landessprecher Junger VBE NRW und Experte zum Thema „künstliche Intelligenz“



In meinen Fortbildungen im Umgang mit ChatGPT sehe ich mich mit einer Vielzahl von Erfahrungen konfrontiert, die mich sowohl begeistern als auch kritisch stimmen.

Aber zunächst werden Sie sich fragen: „ChatGPT – er beschäftigt sich damit, den Text hat der doch nicht selber geschrieben.“

Dazu am Ende des Textes mehr. Und ich bin mir sicher, der Gedanke lässt Sie erst einmal nicht los und Sie werden versuchen, eine Antwort zu finden.

ChatGPT, diese neue und innovative Form der künstlichen Intelligenz, bietet zweifelsohne eine Fülle von Möglichkeiten für unseren täglichen Schulunterricht. Doch wir müssen auch äußerst wachsam sein und die damit einhergehenden Herausforderungen erkennen.

Besonders kritisch betrachte ich die Situation der Hausaufgaben in den immer mehr digitalisierten Schulen. Lehrkräfte können nicht mehr eindeutig feststellen, wer die erstellten Texte verfasst hat. Es ist aber nicht überraschend, dass ich regelmäßig Rückmeldungen und Erfahrungsberichte erhalte, in denen Texte auftauchen, die zweifellos von ChatGPT verfasst wurden. Das Problematische daran ist, dass selbst die ausgefeilteste Software diesen Umstand nicht zweifelsfrei nachweisen kann. Dies ist der Punkt, an dem Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, ins Spiel kommen: Wenn plötzlich ein Schüler/eine Schülerin über Nacht zum Wunderkind der Schreibkunst wird, sollten wir hellhörig werden. Und das Gespräch suchen. Die Frage, die wir für uns stellen müssen, lautet: Hat das Kind hier wirklich etwas falsch gemacht oder einen Fehler begangen? Oder wäre es ratsam, hier direkt mit Medienaufklärung anzusetzen? Denn über eines können wir uns sicher sein: Die künstliche Intelligenz wird nicht verschwinden und wird bei unseren Schülerinnen und Schülern immer mehr Anklang finden.

Daniel Weber 0172 2637411

Lehrer
GS Böckerhof

Trotz dieser kritischen Aspekte erkenne ich die Vorteile, die ChatGPT bietet. Die Möglichkeit, schnell und effizient Texte zu generieren und diese mithilfe von
Prompts einzuschränken, ist zweifellos beeindruckend und kann auch unseren Schülerinnen und Schülern neue Unterrichtseinheiten aufzeigen. Wer wollte nicht immer schon gerne mal mit Helmut Schmidt oder Olaf Scholz im Sachunterricht chatten? Klingt spaßig, ist es auch, da die beiden sich durch unsere Einstellungen in ChatGPT kinderfreundlich benehmen und eine vereinfachte Sprache nutzen. Aber auch außerhalb des Unterrichts kann ChatGPT ein Thema werden. Routine aufgaben, wie etwa Protokolle oder andere schriftliche Arbeiten, können im Handumdrehen erledigt und zusammengefasst werden. Sie möchten die wichtigsten Punkte aus dem letzten Bericht des Bildungsministeriums mit Schwerpunkt auf das kommende Schuljahr haben? ChatGPT wird es Ihnen in wenigen Sekunden zusammenfassen. Gerade wenn ich mich auf politische Treffen vorbereite, lasse ich mir gerne die aktuellen Statements und Veröffentlichungen der Politiker zusammenfassen, sodass ich in meinen Vorbereitungen immer auf dem neuesten Stand bin. Das erspart einiges an Zeit. Mein Tipp aber auch hier: Seien Sie kritisch im Umgang mit ChatGPT – es weiß auch nicht alles.

Zudem rate ich dringend davon ab, Zeugnisse mithilfe von ChatGPT zu verfassen. Diese Anfragen erreichen mich in den letzten Monaten leider immer häufiger.

Besonders im Hinblick auf den Datenschutz müssen wir äußerst vorsichtig sein, wenn es um den Einsatz von ChatGPT geht.

Insgesamt betrachtet sehe ich das Thema künstliche Intelligenz als eine Chance für unseren Beruf. Es eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, diese neue Technologie sinnvoll und effektiv in den Unterricht zu integrieren. Es liegt an uns, die Potenziale zu erkennen und gleichzeitig die Grenzen und Risiken im Blick zu behalten. Nur so können wir sicherstellen, dass der Einsatz von ChatGPT im Bildungsbereich den Schülerinnen und Schülern einen echten Mehrwert bietet und sie zugleich dazu befähigt, verantwortungsbewusst mit dieser Technologie umzugehen.

Nun komme ich zurück auf die Frage, die Sie sich sicherlich gestellt haben: selber geschrieben oder per ChatGPT? Selber geschrieben, da ich gerade bei Statements oder Artikeln viel Wert auf meinen eigenen Humor und meine eigene Art, Texte zu schreiben, lege. So gut die Inhalte sein können, dieses Menschliche wird uns die KI nie abnehmen, und das ist auch gut so.

Die Frage am Anfang des Textes zeigt Ihnen aber auch, dass Sie mir gerade glauben müssen. Und genau das ist das Problem, was wir aktuell in unseren Schulen sehr häufig haben. Ein Verdacht besteht, ich muss meinen Schülerinnen und Schülern vertrauen und die Augen offen halten, ob sich signifikante Veränderungen zeigen.


KI-Handlungsleitfaden des MSB

Um Informationen und eine Orientierung zum Einsatz von KI im schulischen Kontext zu geben, hat das Ministerium für Schule und Bildung einen Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Systemen zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Dynamik der Entwicklungen im Bereich der KI wird der Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Systemen regelmäßig aktualisiert.
Der Handlungsleitfaden ist hier abrufbar.


Aus Sicht von Daniel Weber zeigt der Leitfaden des Landes NRW einen praxisorientierten Ansatz zum Umgang mit KI in Schulen: „Er betont die Notwendigkeit, Schüler/-innen und Lehrkräfte gleichermaßen auf die Zukunft vorzubereiten, indem sie die Chancen der KI nutzen und gleichzeitig kritisch und verantwortungsbewusst mit den neuen Technologien umgehen. Diese ausgewogene Sichtweise soll dazu beitragen, die Qualität der Bildung zu verbessern und die Schüler auf die Herausforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten.

Wichtig finde ich auch, dass es in dem Leitfaden nicht um ein Verbot der KI geht, sondern eher darum, dass das Personal an Schulen die KI in den Unterricht integriert.

Auch der Hinweis, dass Schülerinnen und Schülern bewusster und reflektierter mit der neuen Technologie umgehen, finde ich zukunftsweisend.

Für das Personal an Schulen ist es aus meiner Sicht wichtig, dass es Weiterbildung und Präsentation zum Abrufen geben wird, damit man sich die technischen und pädagogischen Aspekte der KI-Nutzung im Unterricht anschauen kann. Es muss nur sichergestellt sein, dass ausreichend gute und effektive Fortbildungen angeboten werden, damit die Arbeitserleichterung auch im Alltag direkt sichtbar und spürbar wird.

Der Leitfaden liest sich für mich mit einem klaren Ziel: das Interesse der Kolleginnen und Kollegen für die KI zu wecken und dadurch effizienter den Schulalltag zu meistern. Sicherlich ist dies noch nicht der letzte Leitfaden, der dazu veröffentlicht wird, aber ein guter Start, der den Kolleginnen und Kollegen nun hilft und aufklärt.“




Starke Bildung. Starke Menschen.

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