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Lehrkräftemangel ist eine Frage der Definition

Studie zur Überwindung des Lehrkräftemangels an Grundschulen

Nach den heute veröffentlichten Berechnungen der Bertelsmann Stiftung ist ab der Mitte dieses Jahrzehnts bundesweit mit einem Überschuss an ausgebildeten Lehrkräften im Grundschulbereich gegenüber den verfügbaren Stellen zu rechnen. Dies wird auf eine Trendwende in der Geburtenentwicklung zurückgeführt. Ab dem Jahr 2032 werde der Bedarf an Neueinstellungen angesichts einer Pensionierungswelle wieder ansteigen.

Konstante Notsituation in NRW

In Nordrhein-Westfalen wird Angaben des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) zufolge allerdings erst ab dem Schuljahr 2036/37 eine Entspannung eintreten. So liegt das Lehrkräfteangebot an Grundschulen in NRW bis zum Schuljahr 2031/2032 im jährlichen Durchschnitt bei etwa 1.400 Lehrkräften, während der bis dahin anfallende jährliche Einstellungsbedarf im Durchschnitt ca. 1.700 Lehrkräfte umfasst.

Selbst wenn es in NRW wider Erwarten zu einem Überschuss an Grundschullehrkräften kommen sollte, so wäre dies aus Sicht des VBE NRW nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Personalmangel bleibt eklatant, über alle Schulen hinweg werden in NRW laut MSB in den nächsten zehn Jahren mindestens 4.500 Lehrkräfte fehlen. Aus diesem Grund hat die Landesregierung aktuell eine Werbekampagne für den Lehrkräfteberuf auf den Weg gebracht.

Für stärkere individuelle Förderung in den Ganztagsschulen

Jede einzelne ausgebildete Lehrkraft, die in das System eintritt, bedeutet eine Chance, endlich kleinere Klassengrößen umzusetzen und individuelle Förderung zu ermöglichen. Das wäre die notwendige Antwort auf die Ergebnisse der regelmäßig vorgelegten Leistungsstudien, wie beispielsweise IGLU und PISA.

„Die Wirkung einer intensiveren individuellen Förderung an Grundschulen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Jedes Kind bringt unterschiedliche Voraussetzungen, Fähigkeiten und Talente mit in den Klassenraum. Ein Unterricht, der diese Vielfalt anerkennt und darauf eingeht, ist entscheidend für die Entwicklung der Kinder. Individuelle Förderung ermöglicht es, auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen, Stärken zu stärken und Schwächen frühzeitig zu begegnen. Damit legen wir den Grundstein für lebenslanges Lernen und eine Gesellschaft, in der jedes Kind seine Potenziale voll ausschöpfen kann. Eine Stärkung der Schulen im Startchancenprogramm durch zusätzliche Lehrkräftestellen ist eine gute Option“, erklärt Anne Deimel, Vorsitzende des VBE NRW, und ergänzt: „Wenn wir es in absehbarer Zeit schaffen, kleinere Lerngruppen zu bilden, wird sich das positiv auf die Arbeitsbelastung aller Beschäftigten in Schule auswirken. Bereits jetzt müssen die Verantwortlichen jedoch in die Planung und Umsetzung für mehr Räumlichkeiten an den Grundschulen gehen. Die Anzahl der Erstklässlerinnen und Erstklässler in NRW steigt an, der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz rückt näher – ohne zusätzliche Räume in vielen Grundschulen steigt die Gefahr, dass die individuelle Förderung in kleinen Lerngruppen am fehlenden Platz scheitern wird.“

25.01.2024

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