Startseite > Presse > Pressemitteilungen > 2024 > forsa-Schulleitungsumfrage 2024

forsa-Schulleitungsumfrage 2024

VBE: Dauerbaustellen und Stillstand in entscheidenden Bereichen

Immer mehr Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen würden ihr Amt nicht weiterempfehlen – ein alarmierendes Signal. Während 2018 nur 14 Prozent sich dagegen aussprachen, ist es mittlerweile fast die Hälfte. Dies ist der im Zeitvergleich höchste je gemessene Wert. Die Schulleitungsumfrage 2024, präsentiert vom VBE NRW, VBE Bund und Fleet Events beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf, zeigt: Die Rahmenbedingungen an den Schulen müssen sich aus Sicht der Schulleitungen drastisch verbessern.

„Die Resultate überraschen uns nicht“, kommentiert Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE NRW. „Schulleitungen stehen seit Jahren vor Dauerbaustellen, die frustrierend wirken.“

Gesellschaftliche Ansprüche und politische Ignoranz – Schulleitungen unter Druck

Größte Belastungsfaktoren sind die Anspruchshaltung, dass Schule alle gesellschaftlichen Probleme lösen soll und dass Politik den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachtet. Das sagen 95 Prozent der befragten Schulleitungen. Verwaltungsaufgaben und ein wachsendes Aufgabenspektrum sorgen laut 94 Prozent für erhebliche Mehrbelastungen.

Knappe Ressourcen und die Überlastung des Kollegiums sind je für 91 Prozent der Befragten (sehr) starke Belastungsfaktoren, gefolgt von einem mangelnden Zeitbudget (90 Prozent).

„Zeit ist die wichtigste Ressource in Schule – wo sie fehlt, wird schulischer Alltag zur Belastung aller Beteiligten: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, pädagogisches Personal, Eltern, Verwaltung und Schulleitungen. Und Zeit wird gewonnen über Personal. Personal, das aber nach wie vor in den Schulen fehlt“, führt Stefan Behlau aus.

Die Dauerbaustelle des Lehrkräftemangels ist für 81 Prozent ein (sehr) starker Belastungsfaktor.

An NRW-Schulen besonders viele Seiteneinsteigende, Studierende springen ein

Nordrhein-Westfalen hat deutlich mehr Personen ohne Lehramtsqualifizierung in den Schulen (80 Prozent) im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (68 Prozent). In NRW sind über die Hälfte von ihnen Studierende (60 Prozent).  Dazu meint Behlau: „Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn genau diese Studierenden werden dringend als fertig ausgebildete Lehrkräfte an den Schulen gebraucht.  So vertreten sich die Studierenden quasi in der Not selbst.“

Digitalisierung im Stillstand – klare Forderungen an die Politik

Auffällig ist, dass die digitale Ausstattung sogar leicht rückläufig ist, während in den vorherigen Jahren ein deutlicher Sprung hin zu einer besseren Ausstattung zu verzeichnen war. 7 Prozent der Schulen verfügen über keinerlei Klassensätze an digitalen Endgeräten – das sind über 330 Schulen in Nordrhein-Westfalen.

„Es ist ein Armutszeugnis, dass die Fortführung des Digitalpakts nicht gelingt. Zwei Drittel der Schulleitungen benötigen dringend weitere Mittel. Der Digitalpakt 2.0 muss jetzt kommen und eine dauerhafte Finanzierung ermöglichen“, fordert Behlau.

Ganztagsbetreuung in Gefahr: 52 Prozent der Grundschulen kämpfen mit Personal- und Raummangel

Trotz des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung fehlt es an Personal und Räumen. 52 Prozent der Grundschulleitungen geben an, dass sowohl Personal als auch Räume fehlen, um die Ganztagsbetreuung gewährleisten zu können.

„Es reicht leider nicht, gute Absichten in Gesetzen festzuhalten. Ganztagsbetreuung gelingt nur mit einer umfassenden Ausstattung an Personal, Räumen und Materialien“, kritisiert Behlau.

Arbeitszufriedenheit einziger Lichtblick

Aber Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen sind engagiert und motiviert, anders lässt es sich nicht erklären, dass die große Mehrheit von 83 Prozent der befragten Schulleitungen ihren Beruf alles in allem betrachtet gerne ausübt. Besonders unterstützt fühlen sie sich durch ihr Kollegium – dies sagen 87 Prozent der Leitungskräfte.

„Diese Zahlen werfen ein besonders gutes und erfreuliches Licht auf das Miteinander in den Schulen in NRW. Hier arbeiten Kolleginnen und Kollegen als Team, um unter schwierigen Bedingungen das Bestmögliche für die Schülerinnen und Schüler zu erreichen“, kommentiert Behlau.

Umfrage zeigt deutliche Verbesserungsbedarfe

Bei den Verbesserungsbedarfen geben nahezu alle befragten Schulleitungen an, mehr Leitungszeit (99 Prozent) und Anrechnungsstunden (97 Prozent) zu benötigen. 94 Prozent wünschen sich mehr pädagogische Fachkräfte in multiprofessionellen Teams. „Nachvollziehbare Vorschläge und langjährige Forderungen des VBE. Zudem wäre es aus unserer Sicht unerlässlich, dass die Bezahlungen der Schulleitungen endlich angepasst werden“, so Behlau.

Das Fazit: Schulnote 4,2 für die Schulpolitik

Die genannten Kritikpunkte schlagen sich in einer negativen Bewertung der Schulpolitik nieder: 42 Prozent der befragten Schulleitungen vergeben die Schulnote 5 oder 6 an die Landesregierung. Die Gesamtnote für die Schulpolitik: eine schwache 4,2 – es besteht dringender Handlungsbedarf! „Schule und Bildung brauchen dringend eine Aufwertung. NRW muss deutlich mehr in Bildung und unsere Schulen investieren. Wer in Bildung investiert, investiert in die Zukunft: in die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen, unserer Gesellschaft und unseres Landes“, erklärt Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE NRW.

Die Auswertung erhalten Sie hier.

Mitglied
werden