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Entscheidend ist, was wirklich in den Schulen ankommt

Zur Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt 2024/25 (15.08.24)

Anlässlich der heutigen Pressekonferenz von Schulministerin Dorothee Feller zum Schuljahresauftakt 2024/25 erklärt Stefan Behlau, Vorsitzender des VBE NRW:

„Auch in diesem Schuljahr werden Lehrkräfte, pädagogisches Personal und die Schulleitungen dafür sorgen, dass an den Schulen in NRW bestmöglich gelehrt, gelernt und zusammengelebt wird – der Dauerbaustelle des Personalmangels zum Trotz. Dafür verdienen sie spürbare Unterstützung und Vertrauen in ihre Arbeit. Ob Maßnahmen gegen Personalmangel oder das Startchancen-Programm: die Kolleginnen und Kollegen müssen entlastet und den Schulen muss mehr Zeit für ihre Aufgaben gegeben werden. Vertrauen in die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen, Zeit für die Schülerinnen und Schüler und Unterstützung durch nachhaltige Personalmaßnahmen – das wären drei Grundpfeiler für einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr.“

Maßnahmen für mehr Deutsch und Mathematik sowie Entlastung an den Grundschulen

Schulministerin Feller hat Maßnahmen vorgestellt, die die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen stärken sollen. Dazu soll die Stundentafel angepasst werden. Die Änderungen sollen ab dem zweiten Schulhalbjahr gelten.

„Alle Maßnahmen, die die Kolleginnen und Kollegen entlasten, sind zu begrüßen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten des Personalmangels ist es wichtig, Zeit in die Schulen zu bringen. Die Änderung im Bereich der Förderstunden, die durch eine neue Ausbildungsordnung der Grundschule festgelegt werden soll, wird durch den VBE NRW in der Verbändebeteiligung gewohnt konstruktiv-kritisch begleitet. Bei aller Konzentration auf Lesen, Schreiben und Rechnen darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Schule mehr ist und Bildung ganzheitlich gedacht werden muss“, sagt Behlau.

Um Grundschulen zu entlasten, stellt das Schulministerium diesen zur Grundschulanmeldung im Herbst 2024 ein neues Testverfahren zur Erhebung des Sprachstandes zur Verfügung. Das Ministerium erprobt dazu ein digitales Tool, das im Herbst 2025 allen Schulen zur Verfügung gestellt werden sollen. Das Tool wertet die Ergebnisse aus und ermittelt den Unterstützungsbedarf.

„Gut, wenn es ein unkompliziertes Tool für das Screening bei der Einschulung gibt, viel besser wäre jedoch, wenn aus den erzielten Ergebnissen, eine wirksame und nachhaltige Förderung erwachsen kann. Dies bleibt bei der angespannten Personalsituation sowohl in der frühkindlichen Bildung als auch in den Grundschulen nach wie vor die größte Herausforderung“, erklärt der Landesvorsitzende des VBE.  

Zudem sollen Grundschulen von Dokumentationspflichten entlastet werden. Es müssen künftig keine Arbeitspläne mehr erstellt werden, sondern schuleigene Unterrichtsvorgaben, in denen die Grundzüge der Unterrichtsarbeit festgehalten werden. Dazu Stefan Behlau:

„Viele Kollegien haben in den letzten Jahren sehr viel Zeit und Aufwand in die Erstellung der Arbeitspläne investiert. Diese Arbeit der Kolleginnen und Kollegen muss aufgrund der angespannten Situation umso mehr wertgeschätzt werden. Sicherlich ist es gut, wenn hier Entlastung und Klarheit geschaffen werden. Wichtig ist, dass diese Entlastung bei den Kolleginnen und Kollegen spürbar ankommt.“

Startchancen-Programm

Im neuen Schuljahr erhalten zunächst 400 Schulen Unterstützung durch das Startchancen-Programm. Das Programm hat das Ziel, die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Die Schulen sollen durch das Programm mehr Personal und Finanzmittel erhalten.

„Die bereitgestellten Ressourcen müssen effektiv genutzt und die zusätzlichen Stellen auch besetzt werden können. Entscheidend ist, was wirklich in den Schulen ankommt. Die Teilnahme am Startchancen-Programm darf keine zusätzliche Belastung bedeuten, beispielsweise durch einen Anstieg der Verwaltungsaufgaben, da die Kollegien und Schulleitungen bereits wegen des großen Personalmangels am Limit sind. Den Schulen muss im ersten Jahr der Umsetzung ausreichend Zeit eingeräumt werden, um ihre Bedarfe genau zu analysieren und auf dieser Grundlage die bereitstehenden Mittel erfolgreich einzusetzen. Dann kann das Programm vielen Schülerinnen und Schülern bedeutende Chancen eröffnen“, so der Landesvorsitzende des VBE.

Abordnungen

Der VBE NRW fordert, dass die Personalgewinnung nach wie vor oberste Priorität haben muss, bevor auf das Mittel der Abordnung zurückgegriffen wird. Anders werden die Lücken nicht nachhaltig zu schließen sein. Zudem müssen freiwillige Abordnungen stets Vorrang haben und Lösungen gefunden werden, die den Herausforderungen der einzelnen Schulen gerecht werden. Dazu erklärt Stefan Behlau:

„Lehrkräfte sollen sich nach dem Prinzip des Barons von Münchhausen selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf des Lehrkräftemangels ziehen. Über den Weg der Abordnungen sollen Lücken in besonders betroffenen Regionen geschlossen werden, wohl wissend, dass dadurch Unruhe und Lücken in anderen Regionen geschaffen werden. Die Folgen der Maßnahme, Lehrkräfte aus ihren Klassen zu nehmen, verursachen Stress und Frustration. Leidtragende sind die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und nicht zuletzt die Kolleginnen und Kollegen. Kinder benötigen für eine erfolgreiche Lern- und Leistungsentwicklung konstante Beziehungen zu ihren Lehrkräften – diese werden ihnen genommen.

Umso wichtiger ist es, transparent und nachvollziehbar mit den Beteiligten zu kommunizieren und einheitliche Verfahrensweisen anzuwenden. Vorausschauendes und rechtssicheres Handeln ist nötig. Die nun entstandene Lage schafft noch mehr Unruhe vor Ort und hilft niemandem, vor allem nicht den besonders prekär besetzten Schulen.“

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung (OGS)

Mit Blick auf den Zeitplan ist es für den VBE NRW überraschend, dass das Thema OGS keine Rolle bei der Pressekonferenz gespielt hat. Der VBE NRW vermisst verbindliche Qualitätsstandards für die Umsetzung des Rechtsanspruches.

„Die Qualität des Ganztagsangebots wird ohne verbindliche Vorgaben vom Wohnort abhängig und somit zur Glückssache. Grundschulen werden Ganztagsangebote entsprechend der Haushaltslagen der jeweiligen Kommunen bereitstellen können. Da wir alle wissen, dass das Geld in den meisten Kommunen knapp ist, wird es absehbar keinen klar definierten Übergang von der Ganztagsbetreuung zur Ganztagsbildung geben“,

sagt Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE.

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