Laut gedacht von Stefan Behlau und Anne Deimel
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wer die politischen Diskussionen und Handlungsweisen der vergangenen Wochen beobachtet hat, wird schnell feststellen, dass auch hier eine Art Mehrsprachigkeit zu hören, zu sehen und zu erleben ist.
Mehrsprachigkeit in der Form, dass Aussagen, die getätigt wurden, plötzlich nicht mehr gelten1, eigene Forderungen nicht mehr zustimmungs-fähig sind und Aussagen anderer bewusst oder unbewusst falsch verstanden werden.
Es wird nicht in der Sache gestritten, es gibt nur noch einen verbalen Schlagabtausch, der gegenseitiges Zuhören nicht zulässt.
Zu jeder Äußerung gibt es eine Gegenäußerung, die wiederum eine weitere Gegenäußerung hervorruft und irgendwann dann zwischendurch eine Klarstellung, die aber dennoch wiederum mit einer Gegenäußerung bedacht wird. Dieses Karussell der unterschiedlichen Statements, Vorwürfe und Klarstellungen dreht sich jeden Tag weiter, und uns Bürgerinnen und Bürgern bleibt nur die Hoffnung, dass es am Tag der Wahl stehen bleibt.
Unsere Meinung: Politik ist kein Selbstzweck.
Wir erwarten von Politikerinnen und Politikern der demokratischen Parteien2, dass sie die Inhalte in den Vordergrund stellen, die die Menschen umtreiben.
Wir erwarten lösungsorientiertes Denken und Handeln.
Wir erwarten einen politischen Streit, der durch Respekt für das Gegenüber getragen ist.
Wir erwarten, dass sie aus ihrer jeweiligen Überzeugung heraus, politische Wege finden, um die Probleme in unserem Land effektiv anzugehen. – Für uns Bürgerinnen und Bürger.
Wahlkampf ist wichtig und beinhaltet die Werbung um die Wählerinnen und Wähler. In der aktuellen Zeit wäre es aber ein dringliches Zeichen, wenn Politikerinnen und Politiker der verschiedenen demokratischen Parteien sich wenigstens darum bemühen würden, eine gemeinsame Sprache zu finden und zu verwenden.
Eine Sprache gegen Hass und Hetze.
Eine Sprache für ein respektvolles Miteinander.
Eine Sprache, die einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft gut zu Gesicht steht.
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1 Frei nach Konrad Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“
2 Wir möchten hier darauf hinweisen, dass eine in einer Demokratie gewählte Partei nicht automatisch demokratisch ist.
Starke Bildung. Starke Menschen.